Ausstellungen Travemünde und
Schleswig-Holstein April 2021

 

Dauerausstellung

„Vogelleben zwischen Fluss und Meer“

Ausstellung „Vogelleben zwischen Fluss und Meer“ in der Naturwerkstatt Priwall © lpvIm August 2020 wurde in der Naturwerkstatt Priwall die Dauerausstellung „Vogelleben zwischen Fluss und Meer“ eröffnet.

Diese erzählt von der abwechslungsreichen und faszinierenden Natur des Priwalls und der Geschichte, wie diese Halbinsel zu einem ganz besonderen Refugium für selten gewordene und gefährdete Küstenvögel wurde.

Durch verschiedene Ausstellungsobjekte, interaktive Medien und spielerische Stationen lädt sie Jung und Alt ein, die Natur des Priwalls zu entdecken und ihre gefiederten Bewohner näher kennenzulernen. Dabei darf selber ausprobiert und gerätselt werden:
Wo finde ich den besten Brutplatz für einen Kiebitz?
Und wie genau werden Vögel eigentlich gezählt?
Abgerundet wird die Ausstellung durch naturgetreue Dioramen, die die Vögel in ihren natürlichen Lebensräumen zeigen.

Die Naturwerkstatt Priwall ist ein Besucher- und Informationszentrum des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer e. V., gelegen am Rande des Naturschutzgebietes „Südlicher Priwall“. Regelmäßig starten von hier aus naturkundliche Führungen mit botanischem, vogelkundlichem oder naturhistorischem Schwerpunkt.

Öffnungszeiten:
April – Oktober: dienstags – sonntags: 12:00 – 17:00 Uhr
November – März: freitags – sonntags: 12:00 – 16:00 Uhr

Eintritt:
Erwachsene: 4 €
Kinder (ab 6 Jahre): 2 €
(inkl. Führung + 2 €)

Ort: Naturwerkstatt Priwall, Fliegerweg 5-7, 23570 Travemünde-Priwall
Tel. 04502 9996465

www.dummersdorfer-ufer.de

Foto © LPV (Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer)


noch bis Ende April 2021

„Die Geschichte des Burghügels“

EHM Ausstellung „Geschichte des Burghügels“ © Olaf MalzahnVon der slawischen Burg zum Museumsbau

Mit einer neuen Ausstellung im Burgkloster beleuchtet das Europäische Hansemuseum die lange und wechselvolle Geschichte des Ortes, an dem es steht. Sie versteht sich als Widmung an die Menschen, die in 1200 Jahren am Lübecker Burghügel gelebt, gearbeitet, gelacht und auch gelitten haben. Sie wird zukünftig immer dann zu sehen sein, wenn keine Sonderausstellung stattfindet.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Ortes, an dem heute das Europäische Hansemuseum steht, aus historisch-archäologischer Perspektive. Der Lübecker Burghügel blickt auf eine lange wie wechselvolle Geschichte zurück. Schon die Slawen erachteten ihn als idealen Ort für eine Befestigung und errichteten dort einen Ringwall. Deutsche und dänische Herrscher folgten ihrem Beispiel und erweiterten ihn um eine Burg.

Bereits im Jahre 1227, nach der legendären Schlacht bei Bornhöved, wurde die dänische Burg von den Lübecker Bürgern abgerissen und das Gelände an den Dominikanerorden übergeben. Der Bettelorden errichtete anstelle der Burg das Maria-Magdalenen-Kloster, benannt nach der Heiligen Maria Magdalena, die – der Legende nach – den Lübeckern in der Schlacht gegen die Dänen zur Hilfe geeilt war und ihnen zum Sieg verholfen hat.

304 Jahre lang lebten, beteten und arbeiteten auf dem Burghügel Mönche, bis das Kloster 1531 im Zuge der Reformation in ein Armenhaus umgewandelt wurde.

Einschneidende und umfangreiche Veränderungen wurden ab 1883 vorgenommen, als der Stadtrat beschloss, ein großes, repräsentatives Gerichtsgebäude zu errichten und das ehemalige Kloster teilweise zu überformen. Das zugehörige Gefängnis wurde bis 1962 genutzt.

Ab den 1980er Jahren wurde der geschichtsträchtige Ort als Kulturforum, Kunsthalle und Museum genutzt, bis schließlich 2015 das Europäische Hansemuseum seine Pforten auf dem Burghügel öffnete.

Öffnungszeiten: 
täglich 10:00 – 18:00 Uhr (außer 24.12.)

Eintritt:
Erwachsener 13 €, Ermäßigte 9 €, Familienticket klein 19 €, Familienticket groß 32 €

Ort: Europäisches Hansemuseum, Burgkloster, An der Untertrave 1, 23552 Lübeck
www.hansemuseum.eu

Foto © Europäisches Hansemuseum, Foto: Olaf Malzahn


noch bis 16. Mai 2021

67. Landesschau

Ostholstein-Museum EutinDer Berufsverband Bildender Künstler in Schleswig-Holstein (BBK-SH) veranstaltet jährlich an wechselnden Ausstellungsorten seine vielbeachtete Landesschau, anlässlich der die Mitglieder des Verbandes sowie Gäste eingeladen werden, sich im Vorwege zur Ausstellung mit ihren aktuellen Arbeiten einer Fachjury zu stellen.

Der besondere Fokus im Ausstellungsbetrieb des Ostholstein-Museums richtet sich seit Jahren sowohl auf überregionale Ausstellungsthemen als auch auf die Kunst in Schleswig-Holstein – und damit verstärkt auch auf die aktuelle Bildende Kunst im Lande. Somit nimmt die Landesschau des BBK mittlerweile einen festen Platz im Ausstellungsprogramm des Eutiner Museums ein. Nach 2009 und 2014 findet die Landesschau bereits zum dritten Mal im Ostholstein-Museum in Eutin statt.

Die siebenköpfige Jury hatte in der Vorbereitung zur Ausstellung die schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe, aus den von 227 Künstlerinnen und Künstlern eingereichten 535 Werken eine Auswahl aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und Installation zu treffen, die nun in Eutin eindrucksvoll die Vielfältigkeit der aktuellen schleswig-holsteinischen Gegenwartskunst unter Beweis stellt. Die Besucher der 67. Landesschau erwartet ein qualitätvoller, spannender und repräsentativer Querschnitt durch das aktuelle künstlerische Geschehen im Lande.

Neben dem Landesschau-Preis und dem Förderpreis für junge Künstler/innen wird auch in diesem Jahr ein Publikumspreis verliehen, der am Ende der Ausstellung öffentlich bekannt gegeben wird.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, die Finanzgruppe der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein sowie die Stiftungen der Sparkasse Holstein.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Die Ausstellung online ansehen: www.youtube.com/watch?v=XQY0UXyCk5s

Öffnungszeiten:
dienstags – freitags 14:00 – 17:00 Uhr
samstags und sonntags sowie feiertags 11:00 – 17:00 Uhr

Eintritt: 6,00 €, ermäßigt 3,00 €

Ort: Ostholstein-Museum, Schlossplatz 1, 23701 Eutin
www.oh-museum.de 


noch bis 30. Mai 2021

„Not macht erfinderisch –
zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien.
Die Sammlung Olaf Weddern“

Spielzeugeisenbahn vermutlich aus Patronenschachteln © Olaf MalzahnIndustriegeschichte mal anders

Ab Sonntag, 25. Oktober, lädt das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk im Rahmen einer neuen Sonderausstellung mit dem Titel „Not macht erfinderisch – zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien. Die Sammlung Olaf Weddern“ seine Besucher:innen dazu ein, sich anhand von Alltagsgegenständen, die aufgrund der bitteren Armut der unmittelbaren Nachkriegszeit aus Militärmaterialien des Zweiten Weltkrieges angefertigt wurden, auf eine Zeitreise durch die Industriegeschichte Deutschlands zu begeben: vom Dritten Reich mit seiner Rüstungsindustrie über die Not nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Mangel an Konsumgütern bis hin zum Wirtschaftswunder der jungen BRD.

Die Ausstellung ‚Not macht erfinderisch — zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien‘ zeigt dringende Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, gefertigt aus den Überresten des Zweiten Weltkrieges, sowohl aus privater Heimarbeit als auch oft aus fabrikmäßiger Produktion“, beschreibt Dr. Bettina Braunmüller, Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung, ihr Projekt.

Not macht erfinderisch‘‘ und „Man kann nur das benutzen, was man hat.‘‘ — diese banalen Erkenntnisse führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu teilweise skurrilen Umbauten von im Überfluss vorhandenen Militärmaterialen zu zivilen Notgegenständen wie Küchengeschirr oder Kinderspielzeug. Diese so genannten Konversionsgegenstände wirken befremdlich, da der Anblick von Militaria im Alltag heute ungewohnt ist und sie darüber hinaus die Ironie der Geschichte deutlich machen, beispielsweise in Form von einer aus einer Glasmine gefertigten Schüssel mit Blümchendekor oder einer Spielzeugeisenbahn für einen kleinen Jungen aus Patronenschachteln. Hierbei wird schnell deutlich, mit welchem Einfallsreichtum die Menschen ihren Alltag improvisierten. Dabei ging es keinesfalls nur um die nötigsten Gegenstände, sondern auch um „schöne‘‘ Dinge, da auch sie offensichtlich zu einem erfüllten Leben und dem Streben nach einem Gefühl der Normalität in Zeiten höchster Abnormalität vonnöten waren. Auf diese Weise beschreibt die Ausstellung zugleich eindrücklich die Not und das Leid sowie die Armut im vom Krieg zerstörten Nachkriegsdeutschland und die Situation, in der Kinder und Erwachsene leben mussten, von der Ernährungs- über die Wohnsituation bis hin zu sozialen Aspekten.

Fast alle Exponate der Ausstellung stammen aus dem Besitz von Olaf Weddern, der privat seit seiner Jugend Notgegenstände aus Militärmaterialen sammelt. Durch eine umfangreiche Sammlungsübernahme sind diese Stücke mittlerweile auf eine Anzahl von über 200 angewachsen. Mit der Ausstellung in Herrenwyk wird ein Großteil der Sammlung von Olaf Weddern erstmals öffentlich zu sehen sein. Er selbst erzählt über sich und seine Leidenschaft: „Ich sammle seit den späten 1980er Jahren umgebautes bzw. zivil weiterverwendetes Militärmaterial des Zweiten Weltkriegs. Während man solche abfällig beispielsweise als alte Emaillekannen bezeichneten Küchenutensilien vor dreißig Jahren noch günstig auf vielen Flohmärkten finden konnte, hat sich hier mittlerweile ein eigenes Sammelfeld entwickelt und für entsprechende Preissteigerungen gesorgt. Die Übernahme zahlreicher Stücke eines Dresdner Filmrequisiteurs in meine Sammlung, dessen ausdrücklicher Wunsch es war, diese auch einmal museal präsentiert zu wissen, war der Anlass für die Umsetzung dieser Ausstellung im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk.‘‘ Das Haus schien Weddern, der im Kreis Segeberg lebt, thematisch am passendsten.

Die Ausstellung ist auch für Museumsleiterin Bettina Braunmüller eine Herzensangelegenheit, da hier oftmals vernachlässigte Themen wie die Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg und das Improvisationstalent der Menschen nach dem Krieg in den Mittelpunkt gestellt werden. Nicht der Krieg an sich, sondern die Konsum- und Rüstungsgüter bzw. ihre Nutzung und Umnutzung stehen im Vordergrund.

Des Weiteren thematisiert wird die Folgezeit des Wirtschaftswunders, die mit dem ausufernden Lebensstil ihrer Konsumgesellschaft einen krassen Kontrast zum vorherigen Elend in Deutschland bildete. Exponate des Museumsvereins „Die Goldenen Fünfziger Jahre‘‘ e. V. aus Hamburg kontrastieren die ärmlichen Objekte des vorangegangenen Jahrzehnts.

Auch schlägt die Ausstellung einen exemplarischen Bogen zur internationalen Fertigung von Notgegenständen aus Militärmaterial durch einige Exponate aus Laos der Lübecker Völkerkundesammlung. In diesem südostasiatischen Land produzieren die Menschen bis heute in kleinen Werkstätten Konversionsgegenstände aus den Überresten von Geschossen und Bomben, die im langjährigen Bürgerkrieg zum Einsatz kamen. Somit wird der internationale Charakter des Phänomens deutlich: Not und Konversion gehen überall auf der Welt mit Kriegen einher.

Abschließend beleuchtet wird die in heutiger Zeit generell und seit der Corona-Krise ganz besonders verbreitete Tendenz, sich auf Notsituation einstellen und auf Ausnahmesituationen vorbereitet sein zu wollen. Dementsprechend findet auch die Do-it-Yourself, Prepper- und Survival-Szene Erwähnung.

Die Ausstellung zeigt neben über 150 Exponaten umfangreiches Film-, Text- und Bildmaterial und ist gerade aufgrund der größeren historischen Dimension besonders für Schulklassen geeignet.

Begleitprogramm:

Öffentliche Führungen durch den Sammler Olaf Weddern
08. November 2020, 17. Januar, 21. Februar und 14. März 2021, jeweils sonntags um 11:00 Uhr, 7 €
Anmeldungen aufgrund der Corona-Pandemie zwingend erforderlich!

Führungen für Gruppen und Schulklassen
Termine nach Absprache
Die Ausstellung ist besonders für die Jahrgänge, die die junge BRD und das Nachkriegsdeutschland thematisieren, geeignet und empfehlenswert.

Nachdem die Lage mit Corona sich dynamisch gestaltet, bitten wir, sich tagesaktuell auf der Homepage des Industriemuseums www.geschichtswerkstatt-herrenwyk.de über eventuelle Änderungen oder Neuerungen zu informieren.

Zur Eröffnung wird dort auch dauerhaft ein Film über die Ausstellung mit Interviews platziert.

Öffnungszeiten:
Freitag 01.01. – 31.12. 14:00 – 17:00 Uhr
Samstag – Sonntag 01.01. – 31.12. 10:00 – 17:00 Uhr
Heiligabend, 1. und 2. Weihnachtsfeiertag: geschlossen
Silvester und Neujahr: geschlossen
Karfreitag: 14:00 – 17:00 Uhr
Ostersonntag: geöffnet

Eintritt:
Erwachsene 4 €
Kinder unter 6 Jahren frei
Kinder und Jugendliche 6 – 15 Jahre 2 €
Kinder und Jugendliche 16 – 18 Jahre 4 €
Ermäßigte 3 €

Wegen Personenbegrenzung ist eine verbindliche Anmeldung dringend erforderlich unter Tel. 0451 122 41 94 oder 0451 122 41 95

www.geschichtswerkstatt-herrenwyk.de

Foto © Olaf Malzahn


noch bis 29. August 2021

„Sex und Vorurteil“

Hijra - zweigeschlechtliche Gottheit - Indien © die LÜBECKER MUSEEN Eine Ausstellung der Völkerkundesammlung Lübeck

Um ein Thema so alt wie die Menschheit geht es in der zweiten Sonderausstellung der Lübecker Völkerkundesammlung unter ihrem neuen Leiter Dr. Lars Frühsorge: „Sex und Vorurteil“ lautet der spannungsgeladene Titel, unter dem vom 26. März bis voraussichtlich 29. August 2021 in den Räumen des St. Annen-Museums Fragen zur Sexualität und zum Thema Gender nachgegangen werden soll. Dabei liegt der Fokus auf den drei Kontinenten Europa, Afrika und Asien.

In einem zeitlichen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart werden die unterschiedlichsten kulturellen Aspekte des Themas anhand zahlreicher erotischer Kunstwerke und Objekte aufgezeigt, wobei die Ausstellung auch Vorurteile und Klischees hinterfragt, die über das Liebesleben in anderen Ländern oder Kontinenten vorherrschen.
Außerdem wird deutlich, dass Trans- und Intersexualität in anderen Weltgegenden bereits seit Jahrhunderten ihren gesellschaftlichen Platz gefunden haben.

Geplant ist außerdem ein weitgefächertes Begleitprogramm, das Raum für Fragen (und Antworten!) lässt. Hierbei kooperiert die Völkerkundesammlung u. a. mit dem Christopher Street Day, der Lübecker Aidshilfe und dem Lambda Nord e.V.

Dr. Lars Frühsorge, Leiter der Lübecker Völkerkundesammlung und Kurator der Ausstellung, betont, dass diese „keineswegs voyeuristisch“ sei und vielmehr darauf abziele, die Geschichte der Sexualität in Kunst und Kultur respektvoll abzubilden. Es sei ihm wichtig, dabei gängige Klischees wie die des „gut bestückten Afrikaners oder der sinnlichen Haremsdame“ auf ihre Herkunft zu untersuchen und kritisch zu hinterfragen.

Die Ausstellung in den Räumen des St. Annen-Museums ist thematisch in drei Räume gegliedert, die den drei dargestellten Kontinenten entsprechen, und startet mit Europa. Anhand von Objekten wie Keuschheitsgürtel wird ein Abriss der Geschichte der Sexualität seit dem Mittelalter dargestellt und bereits hier mit ersten Klischees aufgeräumt, da diese nach neuesten Forschungsergebnissen vielmehr als Sexspielzeug oder zum Schutz vor sexuellen Übergriffen in Gebrauch waren statt zur Erzwingung der Keuschheit der Trägerin. Auch der Geschichte der Prostitution in Lübeck wird nachgegangen. Dass Transsexualität und Homosexualität in vergangenen Epochen weitaus selbstverständlicher akzeptiert wurden als heute, stellen zum Beispiel Porträtfotos aus Albanien dar, die Frauen zeigen, die per Eidesschwur offiziell als Mann anerkannt wurden.

Der zweite Ausstellungsraum ist dem Kontinent Afrika gewidmet. Hier sind einige Skulpturen erotischer Kunst aus der Nachlassschenkung des verstorbenen Kieler Sammlers Muhlack zu sehen. Dazu gehören beispielsweise so genannte „Jenseits-Ehepartner“, anhand deren Existenz man sich erotische Träume erklärte und die man daher figürlich darstellte. Auch Masken, die bei Pubertätsritualen zum Einsatz kamen, werden ausgestellt. Mit Literatur und Filmen soll dem aktuellen Trend des Sextourismus nachgegangen werden, bei dem Frauen der westlichen Welt im Afrikaurlaub sexuelle Dienstleistungen ortsansässiger Männer in Anspruch nehmen.
Eine separate Sektion zum Thema Orient hinterfragt anhand von Kunst, Bildern, Plakaten und Postkarten die typischen Klischees und Darstellungen von Haremsdamen und geht mit einem Video der Lübecker Tänzerin Pinu’u auch auf den stets als sehr sinnlich empfundenen Bauchtanz ein.

Der letzte der drei Räume gilt schließlich dem Kontinent Asien. Hier gibt es unter anderem thailändische, von buddhistischen Mönchen gesegnete Amulette zur Unterstützung bei der Partnersuche oder zur Steigerung der Potenz, arabische Sexualhandbücher oder erotische Miniaturmalereien aus Indien zu sehen. Auch hier weisen Abbildungen von zweigeschlechtlichen Göttern abermals auf eine gewisse Kultur der Intersexualität hin. An einer Hörstation können sich die Besucher:innen mit den Inhalten des Kamasutra vertraut machen, welches die weltweite Vorstellung der sexuellen Gepflogenheiten in Indien maßgeblich geprägt hat.
Als eines der Highlights der Ausstellung gilt die Sektion „Japan“. Hier sind explizite, aus heutiger Sicht pornografisch anmutende Grafiken zu sehen, die bereits in vergangenen Jahrhunderten üblich und in Japan selbst durch Anspielungen auf Gedicht und Literatur vielmehr als hochgeistig angesehen waren. Durch die Kombination von Schrift und Bild erinnern diese Darstellungen an Comics und gelten daher als Vorläufer der heute weit verbreiteten Animes und Mangas sowie der Shōnen, der heute auf dem japanischen Markt am meisten vertretenen Manga-Gattung, die sich an ein jugendliches, männliches Publikum richtet und oftmals ebenfalls erotisch konnotiert ist. Auch hier sind inzwischen Shōnen, bei denen sich Männer in Männer verlieben, nicht mehr unüblich. Eine Installation erotischer Bücher aus Japan ist daher ebenso in „Sex und Vorurteil“ vorhanden. Den Abschluss der Ausstellung bildet schließlich ein Video, das sich mit dem in Japan zunehmend beliebten Phänomen der „Gatebox“ auseinandersetzt. Diese stark an Alexa erinnernden Roboter übernehmen bei alleinstehenden Männern dort oftmals die Rolle einer virtuellen Freundin. Dass dabei weniger sexuelle Aspekte wie Dirty Talk, sondern überwiegend die Funktion einer Ansprechpartnerin, die sich auch einfach mal nach dem Wohlergehen erkundigt, zum Einsatz kommen, stimmt nachdenklich.

Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung ist ein vielfältiges Programm geplant. Dies reicht von einer „unzensierten“ Kuratorenführung über Spaziergänge durch das historische Lübecker Rotlichtmilieu, eine Kunstperformance und Lesung zu Sexualität und Identität, eine Cosplay Modenschau bis hin zu Veranstaltungen unter anderem zur Verfolgung von Homosexuellen, einer interdisziplinären Talkrunde zu Sex und Gender und vielen digitalen Angeboten. Die Termine der Veranstaltungen werden abhängig von der Pandemielage kurzfristig auf der Website der Lübecker Völkerkundesammlung bekannt gegeben.

Weitere Informationen unter vks.die-luebecker-museen.de

Öffnungszeiten:
01.01. – 31.03.
Dienstag – Sonntag
11:00 – 17:00 Uhr

01.04. – 31.12.
Dienstag – Sonntag
10:00 – 17:00 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 8 €
Kinder unter 6 Jahren frei
Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren 2,50 €
Ermäßigte 4,- €

Ort: St. Annen-Museum, St. Annen-Straße 15, 23552 Lübeck
www.st-annen-museum.de

vks.die-luebecker-museen.de


noch bis 28. März 2023

Interimsausstellung
“Buddenbrooks im Behnhaus”

Ausstellung Buddenbrooks im BehnhausTony Buddenbrook heißt ab sofort ihre Gäste im Behnhaus willkommen

Endlich kann mit der Wiederöffnung der LÜBECKER MUSEEN seit dem 12. Mai 2020 auch die bereits Ende März fertig gestellte Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ der Öffentlichkeit
präsentiert werden.

Seit das Buddenbrookhaus nach seiner rauschenden Umzugsparty am 28. und 29 Dezember 2019 seine Pforten in der Mengstraße 4 für den umfassenden Umbau schließen musste, wurde an der Interimsausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus gefeilt. Das Ergebnis wird nun bis zum Ende der Umbaumaßnahmen des Literaturhauses, die trotz Corona planmäßig verlaufen, also voraussichtlich bis Herbst 2023 zu sehen sein.

Wir freuen uns, nun endlich die Buddenbrooks an ihrem neuen Standort zu zeigen. Wer die Inhalte des Romans und das bürgerliche Leben der Manns in Lübeck darstellen will, der kann keinen besseren Ort als das Behnhaus finden. Hier gehen das großbürgerliche Wohnumfeld und die bedeutende Kunst des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne eine Symbiose ein wie kaum an einem Ort“, so der Leitende Direktor der LÜBECKER MUSEEN, Prof. Dr. Hans Wißkirchen.

Durch die Ausstellung führt Antonie „Tony“ Buddenbrook, Protagonistin aus Thomas Manns weltberühmtem Roman „Buddenbrooks“. Diese Romanfigur schien zur Präsentation der Ausstellung aufgrund ihrer Lust am Erzählen, ihrer Begeisterungsfähigkeit für Neues sowie ihres Engagements für Familie und Stadt bestens geeignet.

In einer Art „Homestory“ erzählt sie von den Romanen „Buddenbrooks“ und „Professor Unrat“, von den Schriftstellern Thomas und Heinrich Mann und vom bürgerlichen Leben im 19. Jahrhundert. Wie sah das Leben in Lübeck zu dieser Zeit aus, was bedeutete die Stadt für die Brüder und wie wurde sie Literatur? Tony lädt die Besucher:innen zu einer Zeitreise ins Lübeck der Buddenbrooks und der Manns ein. Dabei wird schnell klar, warum ausgerechnet das Museum Behnhaus Drägerhaus zur Kulisse für diese Interimsausstellung wurde: in den Räumen des klassizistischen Stadtpalais kann die Lebenswelt der Buddenbrooks authentisch erlebt werden. Tonys Anspruch an Vornehmheit wird dabei ebenfalls entsprochen. Bereits bei der Buddenbrooks-Neuverfilmung von Heinrich Breloer aus dem Jahre 2008 wurden einzelne Szenen im Behnhaus gedreht.

Die Ausstellung erstreckt sich über die historischen Wohnräume des Behnhauses im Erdgeschoss und beginnt in der Diele, wo aus der Perspektive Tony Buddenbrooks die Entstehungsgeschichte des Romans erläutert und Bezüge zu realen Vorbildern der Romanfiguren und damit natürlich auch zur Familiengeschichte der Manns hergestellt werden.

Neben der ehrerbietenden Familienbibel der Manns ist hier auch eine Tabakdose mit Darstellung einer Wintertroika ausgestellt, die vermutlich als Mitbringsel eines russischen Kunden im 19. Jahrhundert in den Mannschen Familienbesitz gekommen ist. Zuletzt befand sich die Tabakdose im Besitz von Lisa Dräger, die sie von der mit ihr befreundeten Ilse Mann geschenkt bekam. Als Leihgabe von Lisa Dräger wurde die Dose schon einmal in den frühen 1990er Jahren im Drägerhaus ausgestellt und ist damit nun gewissermaßen ins Haus „zurückgekehrt“.

Als weitere Kuriosität der Interimsausstellung gilt ein Fächer, der als Requisit in der Verfilmung von „Buddenbrooks“ 2008 von Jessica Schwarz als Tony Buddenbrook getragen wurde. Er ist mit einem Lübeck-Panorama gemalt und fasst so verschiedene, sich überlagernde Ebenen der Ausstellung zusammen: Fakt und Fiktion, Ortsgebundenheit und mediale „Emanzipation“ der Geschichte, Vergangenheit und ihre Übertragung in die Gegenwart.

Zu den Highlights der Ausstellung zählt außerdem ein Klingelzug aus dem 19. Jahrhundert, mit dem die Familie Mann nach den Dienstboten geläutet haben soll und der nun erstmals museal präsentiert wird. Mit seinen 2,22 Meter Länge und der reichen Wollstickerei mit Glasperlen ist er ein besonders schönes Exponat, das viel über das Leben im Lübecker Patriziat erzählt.

Für die Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ wurde eigens ein eGuide konzipiert, mit dessen Hilfe man sich per App kostenlos auf dem eigenen Smartphone auch in Corona-Zeiten sicher durch die Ausstellung führen lassen kann und dennoch nicht auf wertvolle Hintergrundinformationen zu verzichten braucht.

Am 09. Juni 2020 eröffnet außerdem direkt zwischen Marienkirche und Rathaus unter dem Titel „Buddenbrooks am Markt“ ein Infocenter mit Museumsshop, in dem nicht nur Souvenirs des Buddenbrookhauses erstanden, sondern auch umfassende Informationen zum Stand des Umbaus des berühmten Literaturmuseums eingeholt werden können.

Öffnungszeiten:
01.04. – 31.12. Dienstag – Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr
01.01. – 31.03. Dienstag – Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr

Eintritt: 
Erwachsene 8 €
Kinder unter 6 Jahren frei
Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren 2,50 €
Ermäßigte 4,- €

Ort: Museum Behnhaus Drägerhaus, Königstraße 9-11, 23552 Lübeck
www.museum-behnhaus-draegerhaus.de

www.buddenbrookhaus.de


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